Finanzierung mit Klarna und Paypal mehr als doppelt so teuer wie ein Ratenkredit

Heidelberg. Vom „Singles‘ Day“ über die „Black Week“ bis zum „Cyber Monday“ – im November haben Schnäppchenjäger Hochsaison. Doch wer für den Einkauf die Ratenfinanzierung der großen Online-Bezahldienste Paypal oder Klarna nutzt, zahlt mitunter kräftig drauf. In einer Stichprobenanalyse des Vergleichsportals Verivox erhöhten sich die Gesamtkosten für eine Sofagarnitur im Wert von 4.079 Euro durch die Ratenfinanzierung aufgrund der hohen Zinsen um bis zu 535 Euro. Die Kosten für einen günstigen Ratenkredit sind nicht einmal halb so hoch.

Ratenzahlung ist bequem, aber oft sehr teuer

 

12,90 Prozent Zinsen verlangte Klarna beim Testeinkauf von Verivox für eine Ratenfinanzierung mit 2 Jahren Laufzeit. Für ein Notebook im Wert von 2.500 Euro summieren sich die Zinskosten bei diesen Konditionen auf insgesamt 328 Euro. Für die Finanzierung der Couch-Garnitur zum Kaufpreis von 4.079 Euro fallen insgesamt 535 Euro Zinsen an. Mit einem Zinssatz von 9,99 Prozent ist die Ratenfinanzierung bei Paypal etwas günstiger. Für die Finanzierung des Notebooks belaufen sich die Gesamtkosten hier auf 255 Euro, für die Wohnzimmermöbel werden insgesamt 416 Euro Zinskosten fällig.

Ratenkredit bis zu 65 Prozent günstiger

 

„Die Ratenzahlung über Bezahldienste wie Paypal oder Klarna ist für Verbraucher ungeheuer bequem, denn sie ist in vielen Online-Shops sehr unkompliziert in den Bestellprozess integriert. Mit wenigen Mausklicks ist der Ratenkauf abgeschlossen“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Allerdings ist dieser Komfort oft teuer erkauft. Wer seinen Einkauf stattdessen mit einem günstigen Bankkredit finanziert, zahlt deutlich weniger Zinsen.“

Die Verivox-Auswertung zeigt: Bei günstigen Banken erhält die Mehrheit der Kunden einen Kredit in der benötigten Höhe zum Zinssatz von 4,49 Prozent oder besser. Für die Finanzierung des 2.500 Euro teuren Notebooks fielen bei diesen Konditionen in zwei Jahren nur insgesamt 116 Euro Zinsen an. Für die Wohnzimmermöbel wären es 190 Euro. Verglichen mit der Finanzierung über Klarna würden Ratenkreditnehmer somit 65 Prozent Zinskosten sparen. Gegenüber der Paypal-Finanzierung beläuft sich die Ersparnis auf 54 Prozent. Ausgewertet wurde der sogenannte Zwei-Drittel-Zinssatz. Diese Pflichtangabe der Banken ist repräsentativ für breite Kundengruppen. Zwei Drittel aller Kundinnen und Kunden erhalten ihren Kredit zu diesem Zinssatz oder günstiger.

Ratenkredite gibt es meist erst für Beträge ab 1.000 Euro

 

Nicht für jeden Konsumwunsch kommt die Finanzierung mit einem Ratenkredit in Frage. Die meisten Banken vergeben keine Kredite für Beträge unter 1.000 Euro. Wenn Verbraucher kleinere Einkäufe in Teilbeträgen abbezahlen möchten, kann der Ratenkauf über den Händler also eine geeignete Lösung sein. „Doch wer regelmäßig auf Raten bezahlt, kann leicht den Überblick verlieren“, warnt Oliver Maier. „Jede Finanzierung erhöht die laufenden Kosten. Wenn dann noch unerwartet weitere Belastungen hinzukommen, so wie aktuell zum Beispiel durch die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise, kann es eng werden im Haushaltsbudget.“

Knapp 100 Euro weniger Rate – durch günstigen Zins und längere Laufzeit

 

Dann kann eine Umschuldung mit gleichzeitiger Verlängerung des Rückzahlungszeitraums helfen, die monatliche Belastung durch die Ratenzahlungen zu reduzieren. Bei Klarna zahlen Kunden für die zweijährige Finanzierung der Möbel eine Monatsrate von 192 Euro. Nach sechs Monaten sind von der ursprünglichen Kreditsumme noch 3.150 Euro offen. Wer diese Summe mit einem günstigen Ratenkredit zum Zinssatz von 4,49 Prozent ablöst und zugleich die verbleibende Laufzeit von 18 auf 36 Monate verdoppelt, muss nur noch 94 Euro für die monatliche Rate zahlen – fast 100 Euro weniger als bei der Klarna-Finanzierung.

„Während Kundinnen und Kunden ihre Zahlungen bei Klarna und Paypal maximal über 24 Monate strecken können, sind bei einem Ratenkredit auch längere Laufzeiten möglich“, sagt Oliver Maier. „Wichtig zu wissen: Je mehr Zeit sich Verbraucher für die Tilgung ihrer Verbindlichkeiten lassen, desto länger müssen sie Zinsen zahlen. Das treibt die Gesamtkosten in die Höhe. Längere Kreditlaufzeiten sollten Kreditnehmer deshalb nur vereinbaren, wenn auch Bedarf besteht, die laufenden Ausgaben schnell und wirksam zu reduzieren.“

Insgesamt 218 Euro Zinskosten würden für den Umschuldungskredit über die vollen 36 Monate Laufzeit anfallen. Das sind zwar 107 Euro mehr als der gleiche Kredit ohne Laufzeitverlängerung kosten würde. Aufgrund des deutlich günstigeren Zinssatzes reduzieren sich die Gesamtkosten im Vergleich zur Klarna-Finanzierung aber trotz der Laufzeitverlängerung um 95 Euro.

Methodik

Für die Analyse hat Verivox die angebotenen Finanzierungskonditionen von Klarna und Paypal für zwei Muster-Ratenkäufe mit 2-jähriger Laufzeit recherchiert. Von beiden Zahlungsdiensten wurden die Finanzierungskonditionen für dieselben Produkte im selben Online-Shop erhoben (abgerufen am 21.11.2022). Für die Berechnungen wurden Ratenfinanzierungen mit fester Laufzeit und gleichbleibenden Monatsraten gegenübergestellt. Klarna bietet alternativ dazu auch eine Ratenfinanzierung mit flexiblen Monatsraten zu einem Sollzinssatz von 11,95 Prozent zzgl. 0,45 Euro pro Monat an.

Die Kosten des Ratenkredits wurden mit einem effektiven Jahreszins von 4,49 Prozent berechnet. Bei der günstigsten Bank im Verivox-Kreditvergleich erhalten zwei Drittel aller Kunden ihr Darlehen zu diesem oder einem besseren Zinssatz.

Alle angegebenen Euro-Beträge sind auf einen ganzen Euro gerundet.

Quelle: verivox