Kurkuma-Gewürz im Test, nur ein Pulver mit „sehr gut“

Kurkuma im Test: Ein Gewürz bekommt Bestnote

 

Doch nach unserem Test von 19 Marken gemahlenem Kurkuma haben wir wenig Anlass die Gewürze hochzuloben. Nur ein Produkt erreicht ein „sehr gut“. 16 fallen durch – vor allem wegen aus unserer Sicht zu hoher Belastung mit Mineralölbestandteilen. Dazu kommen Pestizide, die wir in einigen Kurkumas nachgewiesen haben. Besonders auffällig: In allen getesteten Kurkuma-Pulvern stecken gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe, kurz MOSH. Die Stoffe reichern sich im menschlichen Körper an. Was das für die Organe bedeutet, ist noch unklar. Zum Teil fand das Labor erhebliche Mengen an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen von  mehr als 10 mg/kg. Bereits Werte über 4 mg/kg sehen wir als „stark erhöht“ an. Das trifft auf 16 der 19 geprüften Produkte zu.

Kurkuma würzt, färbt und enttäuscht: Nur ein Gewürz im Test ist empfehlenswert.

Strenge Bewertung für Mineralöl in Kurkuma
Bislang gibt es nur Orientierungs-, aber keine Grenzwerte für MOSH. Wir kategorisieren die gemessenen Gehalte daher genau so streng wie in anderen Lebensmitteln auch. Die Bewertung mag streng erscheinen, wenn man von einem sporadischen und sehr sparsamen Einsatz als Gewürz ausgeht.

Für ein Curry-Gericht oder eine Goldene Milch braucht es aber ordentlich Kurkuma. Beispiel: 1 EL Kurkuma-Pulver für 250 ml Goldene Milch. Da kommt einiges an Mineralölkohlenwasserstoffen zusammen. Dass es auch anders geht, zeigt ein Bio-Produkt im Test. Es enthält nur Spuren dieser Verunreinigung. Neben den gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) hat das Labor auch die völlig unerwünschten aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nachgewiesen – zum Glück nur in einem Kurkuma-Pulver. Die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen sind deshalb so unerwünscht, da nicht auszuschließen ist, dass sich unter ihnen auch krebserregende Verbindungen befinden.

Wie kommt das Mineralöl in die Gewürzpulver?

Mineralöl kann unter anderem aus Jutesäcken, die vielfach in den Ursprungsländern eingesetzt würden, in die Gewürze gelangen. Das scheiben uns einige Anbieter. Ebenso sprechen viele Anbieter von einer sogenannten „ubiquitären Grundbelastung des eingesetzten Rohstoffs“. Ubiquitär bedeutet soviel wie „überall vorkommend“. Hinzu kommt noch der Eintragsweg aus Kunststoffen – zum Beispiel aus Verpackungen. Etliche Anbieter schreiben uns, sie seien sich der Problematik bewusst, würden an „Minimierungsstrategien“ arbeiten.

Goldene Milch: Veganes Rezept für das trendige Kurkuma-Getränk

Goldene Milch ist ein kleiner Booster fürs Immunsystem. Wir erklären, was das gold-gelbe Trendgetränk aus Pflanzenmilch, Kurkuma und Gewürzen gesund macht.

In der ayurvedischen Medizin gilt die Kurkuma-Ingwer-Milch seit Jahrhunderten als Heilgetränk, was mit ihren Zutaten zu tun hat: Das Gewürz Kurkuma (nach dem enthaltenen Curcumin benannt) ist ein natürliches Antioxidant. Curcumin soll Entzündungen abklingen lassen, die Verdauung fördern und das Immunsystem ankurbeln.
Zimt regt die Darmtätigkeit und soll Verdauungsproblemen wie Blähungen und Völlegefühl vorbeugen.
Die Schärfe des Ingwers sorgt für wohlige Wärme. Zudem enthält die Ingwerwurzel verdauungsfördernde und kreislaufanregende Inhaltsstoffe sowie Vitamin C, Calcium und Kalium.
Kokosöl soll in Goldener Milch dafür sorgen, dass Vitamine und Mineralien vom Körper besser aufgenommen werden.
Damit ist Goldene Milch das perfekte Getränk für die kalte Jahreszeit: Sie wärmt, stärkt das Immunsystem – und ist ganz nebenbei eine gesunde Alternative zu Kaffee & Co.

Pestizide in getesteten Kurkumas entdeckt

In einigen Produkten stieß das Labor auf Pestizid-Werte, für die wir Noten abziehen. Drei davon sind Bio-Produkte. Das ist ungewöhnlich und ärgerlich. Denn Verbraucher greifen zu Bio, um Pestizidbelastungen zu umgehen. Eine geringe Menge Ethylenoxid fand das Labor in einem gemahlenen Bio-Kurkuma. Bei dem Begasungsmittel, das auch zur Entkeimung eingesetzt wird, handelt es sich um ein in der EU schon lange nicht mehr zugelassenes Pestizid. Aus gutem Grund, gilt es doch als wahrscheinlich krebserregend und erbgutverändernd.

Schimmel und Schwermetalle sind kein Problem
Immerhin: Schimmelpilzgifte wie Aflatoxine und Ochratoxin A sind kein Problem. Auch die gemessenen Spurengehalte des Schwermetalls Blei sind unproblematisch.

Zudem hat das beauftragte Labor keine Hinweise auf krebserregendes Bleichromat im Kurkuma gefunden. In einer 2019 veröffentlichten Arbeit fanden Wissenschaftler Anzeichen für die leuchtend gelbe, aber giftige Verbindung Bleichromat in verschiedenen Kurkuma-Produkten aus Bangladesh. Offenbar waren die Proben damit gefärbt worden. Dieses Gift ist aktuell in unserem Test kein Thema. Das ist trotz der vielen schlechten Ergebnisse eine gute Nachricht.

Kurkuma kaufen und richtig lagern
Statt fertig gemahlenen Kurkuma zu verwenden, bietet sich frischer Kurkuma an. Äußere Korkschicht entfernen, mit Messer zerkleinern. Dabei Handschuhe tragen, ansonsten leuchten die Finger tagelang gelb.
Kurkuma dunkel lagern, da das Gewürz am Licht schnell verblasst und sein Aroma verliert.
Kurkuma kann den teuren Safran ersetzen, um zum Beispiel Reis einzufärben.
Übrigens: Der Kurkumaanbau kann sich lohnen – dieses Fazit zieht das Gartenbauzentrum des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen in Geisenheim nach einem ersten Anbauversuch. Nach rund 40 Wochen, angefangen mit dem Auslegen von Bio-Handelsware bis zur Kultur in Kisten, habe sich eine „anbauwürdige Erntemenge an qualitativ hochwertigen Rhizomen gebildet“.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Testverfahren

Für unseren Kurkuma-Test haben wir 19 Produkte, davon zehn in Bio-Qualität, in (Bio-)Supermärkten, Discountern und Drogerien eingekauft. Für 50 g gemahlenen Kurkuma zahlten wir zwischen 47 Cent und 9,98 Euro.

Wir ließen alle Kurkumaprodukte in spezialisierten Laboren testen, unter anderem auf die Schwermetalle Blei und Chrom und auf das als Pestizid oder zur Begasung eingesetzte Ethylenoxid. Wir ließen die Proben auf Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen (MOSH/MOAH) untersuchen, auf Pestizide, auf die Schimmelpilzgifte OTA und Aflatoxine sowie auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Auch die mikrobiologische Qualität haben wir analytisch überprüfen lassen.

Ein weiteres Labor untersuchte, ob in den Verpackungen umweltschädliche chlorierte Verbindungen stecken.

Bewertungslegende

Produkte mit gleichem Gesamturteil sind in alphabetischer Reihe. Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um fünf Noten: gemessene Gehalte von mehr 10 μg/kg Benzo[a]pyren und/oder 50 μg/kg PAK-4, womit die gesetzlichen Höchstmengen für getrocknete Gewürze gemäß Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 überschritten sind (in der Tabelle „über Grenzwert“). Zur Abwertung um vier Noten führt: ein gemessener Gehalt an MOSH/MOSH-Analogen der Kettenlänge C17 bis C35 von mehr als 4 mg/kg (in der Tabelle Mineralölbestandteile „stark erhöht“). Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen a) ein gemessener Gehalt an MOSH/MOSH-Analogen der Kettenlänge C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in der Tabelle Mineralölbestandteile „erhöht“); b) ein gemessener Gehalt von 2 mg/kg und mehr an MOAH, wenn nicht bereits für einen Gehalt an MOSH/MOSH-Analogen um vier Noten abgewertet wurde. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: ein als besonders bedenklich eingestuftes Pestizid in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg. Als besonders bedenklich werden Pestizide eingestuft, wenn sie PAN-gelistet sind (in Gruppe 2 oder als bienentoxisch), nach EU-Datenbank oder ECHA kanzerogen oder reproduktionstoxisch sind oder aus Gründen der Toxizität in der EU nicht mehr zugelassen sind (hier: Ethylenoxid); b) ein gemessener Pestizidgehalt, der die gesetzliche Rückstandshöchstmenge zu mehr als 20 bis 50 Prozent ausschöpft, wenn diese 0,05 bis <0,1 mg/kg beträgt oder zu mehr als 10 bis 50 Prozent ausschöpft, wenn diese ≥0,1 mg/kg beträgt (in Tabelle: „erhöht“); c) ein in der EU nicht zugelassenes Pestizid in einem gemessenen Gehalt von mehr als 0,01 mg/kg (hier: Ethylenoxid).

Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: mehr als 0,01 mg/kg eines Pestizids (hier: MCPB) in einem getrockneten Bio- Produkt unter Verwendung eines produktspezifischen Umrechnungsfaktors von 4. Zur Abwertung um eine Note führt: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „befriedigend“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „gut“ ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Blei, Chrom: Aufschluss nach DIN EN 13805: 2014-12, Messung nach DIN EN 15763: 2010-04 mittels ICP-MS
Ethylenoxid: GC-MS/MS
Mikrobiologie:
– Gesamtkeimzahl, aerob: DIN EN ISO 4833-2: 2014-05
– Enterobacteriaceen: ASU L 00.00-133/2: 2019-12
– Escherichia coli: ASU L 00.00-132/1: 2021-03
– Präsumtive Bacillus cereus: Oberflächenverfahren auf selektivem Agar
– Schimmelpilze: ISO 21527-1: 2008-07
– mesophile sulfitred. Clostridien: ASU L 00.00-57:2006-12 mod.
– Salmonellen: ASU L 00.00-20:2021-07
Mineralölbestandteile: Nach DIN EN 16995:2017 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix), Messung mittels LC-GC/FID.
Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS; DIN EN 15662: 2018-07 (entspricht ASU L 00.00-115)
Polzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): LC-LC-GC-MS/MS
Aflatoxine: Automatisierte IAC-SPE und HPLC-FLD mit Nachsäulenderivatisierung
Ochratoxin A: LC-MS/MS
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse

Einkauf der Testprodukte: März 2022

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Quelle Beitrag: oekotest    Bild: Karl Solano: https://www.pexels.com/de-de/foto/loffel-gewurze-zutaten-aromatisch-6220710