Pestizidcocktail zum Valentinstag

Pestizidcocktail zum Valentinstag: Neues ÖKO-TEST Buch entlarvt Tricks der Rosenindustrie

Frankfurt, 14.02.2024 – Rosen für die Liebste zum heutigen Valentinstag? Besser nicht, wenn es nach den beiden ÖKO-TEST-Journalistinnen Kerstin Scheidecker und Katja Tölle geht. Denn: Im Februar stammen die meisten Rosen aus Kenia. Sie kommen mit dem Flugzeug zu uns – und bringen oft jede Menge Pestizide mit. In dem neuen ÖKO-TEST-Buch „Gibt’s das auch in Grün? Tricks der Industrie durchschauen, nachhaltig einkaufen“ geben die Autorinnen auch Tipps für den Rosenkauf. Das Buch ist am 7. Februar im Campus-Verlag erschienen.

Rosen blühen bei uns im Sommer – wir kaufen sie aber das ganze Jahr über. Woher stammen sie dann? Eins der Hauptanbauländer für Rosen, gerade im Februar, wenn Rosen bei uns keine Saison haben, ist Kenia.

Anbau in Kenia bringt Probleme mit sich

Und der Anbau dort bringt laut dem neuen ÖKO-TEST-Buch gleich mehrere große Probleme mit sich. „Erst einmal halten sich die Rosen natürlich nicht lang. Deswegen müssen sie so schnell wie möglich nach Deutschland – sie fliegen also, was die Klimawirkung immens verschlechtert“, kritisiert Scheidecker. Zweitens: Der Anbau von Rosen ist wasserintensiv. Eine Studie, die das Schweizer Handelsunternehmen Migros 2019 in Auftrag gab, kam zu dem Schluss, dass eine Rose in Kenia im Durchschnitt fünf Liter Wasser verbraucht. Bei einem Strauß von zwölf Rosen kommen 60 Liter zusammen. „Mit den Rosen importieren wir also jede Menge Wasser aus extrem trockenen Anbauländern in ein ja noch eher wasserreiches Land“, kritisiert Katja Tölle, stellvertretende Chefredakteurin von ÖKO-TEST.

Problem Nummer 3: Pestizide.

Rosenanbau ist pestizidintensiv. Und in Kenia und Äthiopien sind viele Giftstoffe erlaubt, die in der EU im Anbau längst verboten sind, weil sie entweder für die Umwelt oder für die Menschen zu gefährlich sind. Das vierte Problem ist laut den Autorinnen, dass die Menschen, die die Rosen in Afrika anbauen, das häufig ohne Schutzkleidung tun, zudem ohne entsprechende Schulungen. Pestizidvergiftungen bis hin zum Tod sind keine Seltenheit. „Alles in allem also ein recht hoher Preis dafür, dass wir im Februar ein paar hübsche Blumen auf dem Tisch stehen haben“, so Tölle.

Niederländische Rosen im Februar keine Alternative

Aber: „Rosen aus den Niederlanden sind im Winter ökologisch gesehen trotzdem keine Alternative“, stellt Scheidecker fest. „Dort verbrauchen die Rosen zwar weniger Wasser, wachsen dafür aber in beheizten Gewächshäusern.“ Die verursachten Emissionen sind dadurch insgesamt sogar deutlich höher als etwa bei den kenianischen Flugrosen.
2023 hatte das Verbraucherschutzmagazin ÖKO-TEST Rosen getestet. Mit dem erschreckenden Ergebnis: Kein einziger Strauß kam ohne Pestizidcocktail daher, jeder dritte Strauß enthielt sogar eine zweistellige Zahl an Pestiziden.

Was also tun?

Wer unbedingt außerhalb der Saison Blumen kaufen möchte, kann zumindest auf das Fairtrade-Siegel achten. Die Zertifizierung steht dafür, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter Schutzausrüstungen bekommen und geschult werden, was die Anwendung von Pestiziden betrifft. Außerdem dürfen die Menschen sich gewerkschaftlich organisieren und bekommen den Mindestlohn plus eine Fairtrade-Prämie. Zudem ist eine ganze Reihe an Pestiziden im Fairtrade-Anbau verboten.
Der Preis allein sagt dem Test von 2023 nach allerdings nichts über die Qualität aus. So schnitt einer der teuersten Sträuße mit am schlechtesten ab, einer der günstigsten am besten.

Beitrag: Pressemitteilung oekotest.de

Bild:von G.C. auf Pixabay

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