Glyphosat – Ackergift vor erneuter EU Zulassung

Es war vor sechs Jahren

die Stimme des damaligen CSU-Agrarministers Christian Schmidt, die mithalf, das Ackergift in ganz Europa für weitere fünf Jahre zu verlängern. Schmidt hatte damals gegen den abgesprochenen Kurs der Regierung gestimmt⁵, die sich eigentlich enthalten wollte. Er stimmte mit ja.

WHO „wahrscheinlich krebserregend“

Am Donnerstag hat die EU-Lebensmittelbehörde bekannt gegeben, keine Einwände gegen eine erneute Zulassung von Glyphosat zu haben⁶. Aber nach wie vor steht die Bewertung der WHO-Krebsforschungsagentur (IARC) im Raum, wonach Glyphosat, ‚wahrscheinlich krebserregend beim Menschen‘ ist⁷.

Wenn die Wissenschaft keine eindeutigen Antworten liefert, muss politisch entschieden werden – und solange ernsthafte Zweifel an der Sicherheit von Glyphosat bestehen, ist nur eine Entscheidung denkbar: Die Regierung muss dem Vorsorgeprinzip Rechnung tragen und dem Wirkstoff die Zulassung entziehen.

Was nicht in die EFSA Bewertung des Mittels einbezogen wurde, ist die vernichtende Wirkung von Glyphosat auf nahezu alle wild wachsenden Pflanzen, die dort sprießen⁸. Die tödliche Wirkung von Glyphosat zieht Insekten und Feldvögeln den Boden unter den Füßen weg: ihre Nahrungsgrundlage verschwindet, da alle Pflanzen, die auch als Nahrung dienen könnten, abgetötet werden⁹. Wenn die Nahrungskette unterbrochen wird, können ganze Ökosysteme zusammenbrechen.

Weil das Ackergift Mensch und Natur schädigen kann,

gilt es eigentlich als ausgemacht: Das Zeug muss vom Acker. Doch das könnte jetzt erneut scheitern.

Die EU-Zulassung für den Wirkstoff läuft in diesem Jahr aus. Aber darauf können wir uns nicht verlassen. Denn die EU-Regierungen können im Herbst für eine Verlängerung stimmen¹, wie es schon sehr oft vorgekommen ist. Seit Jahren wird Glyphosat immer wieder verlängert.²

Jetzt besteht eine historische Chance, das Glyphosat-Desaster endlich zu beenden!

Und Deutschlands Stimme gegen das Mittel ist so wichtig wie nie: Insider aus Brüssel berichten uns, dass viele Länder für mehr Glyphosat stimmen wollen. Bei der letzten Verlängerung stimmten 18 Mitgliedstaaten für mehr Glyphosat.³ Das Dramatische: Die FDP hat sich immer wieder für Glyphosat stark gemacht⁴. Deswegen gilt auch die deutsche Ablehnung noch nicht als sicher.

Fordern Sie Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Umweltministerin Stefanie Lemke jetzt auf, gegen die erneute EU-Zulassung von Glyphosat zu stimmen.

 

 

Quellen:

1.“Die Europäische Kommission erstellt einen Vorschlag zur Wiederzulassung oder Nicht-Zulassung von Glyphosat, basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der EFSA. Dieser Vorschlag wird in einem Ausschuss diskutiert, an dem Experten aus allen EU-Mitgliedstaaten teilnehmen. Die Experten entscheiden schließlich, ob Glyphosat in der EU erneut zugelassen wird. Um eine positive Entscheidung zu treffen, muss eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten für Glyphosat stimmen. Diese Abstimmung erfolgt voraussichtlich im Herbst.” Auf: Webseite des Bundesministerium für Ernhährung und Landwirtschaft, aufgerufen am 07.07.2023.
2. Mit Durchführungsverordnung (EU) 2017/2324 der Kommission vom 12. Dezember 2017
wurde die Genehmigung für den Wirkstoff Glyphosat erneuert. Diese Genehmigung war
befristet bis zum 15. Dezember 2022.
3. Science.‍o‍rg: Europe gives controversial weed killer a 5-year lease on life; aufgerufen am 06.07.2023
4. Dr. Gero Hocker: Ideologisch motiviertes Glyphosat-Verbot ist wenig zielführend – Blogpost auf fd‍pbt.‍d‍e, abgerufen am 03.07.2023.
5. Spiegel Online: Schmidts Solo und die Folgen, abgerufen am 03.07.2023
6. tagesschau online: EU-Behörde sieht Glyphosat-Zulassung unkritisch, abgerufen am 07.07.2023.
7. Im März 2015 stufte die IARC Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ (Gruppe 2A) ein. Webseite der WHO: IARC Monograph on Glyphosate, abgerufen am 03.07.2023
8. Umweltbundesamt: Glyphosat: Schritt zurück beim Schutz der biologischen Vielfalt? abgerufen am 03.07.2023.
9. Positionspapier des Bundesamt für Naturschutz: Auswirkungen von Glyphosat auf die Biodiversität, abgerufen am 03.07.2023.
10. tagesschau online: Gerichtlich gegen Pestizid-Produkte, abgerufen am 03.07.2023.
11. tagesschau online: Sicherheitslücke bei Pestizidzulassungen, abgerufen am 03.07.2023.

Beitrag: foodwatch.de

Bild von Erich Westendarp auf Pixabay

 

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