Labortests: Verstecktes Separatorenfleisch in Wurst von Edeka & Tönnies & Co.

foodwatch – die essensretter berichteten schon im Juni:

Geflügel-Wurstwaren vom Fleischkonzern Tönnies und mehreren Bio-Herstellern sollen Separatorenfleisch enthalten – ohne entsprechende Kennzeichnung.

Eine Laboranalyse der FH Bremerhaven im Auftrag des Spiegel und NDR hat Fleischabfälle in Produkten von Edeka (Gut&Günstig, Edeka Bio), Rewe (Beste Wahl, Rewe Bio), Tönnies (Gutfried) und mehreren Bio-Herstellern nachgewiesen. Auf keiner der betroffenen Verpackungen wurde das verwendete Separatorenfleisch gekennzeichnet. Für foodwatch ist klar: Die Hersteller müssen die Produkte vom Markt zu nehmen. Nur Ware, bei denen die Verwendung von Separatorenfleisch eindeutig auf dem Etikett kenntlich gemacht wird, sei verkehrsfähig und dürfe verkauft werden.

Sofern die Testergebnisse zuverlässig sind, wäre das Betrug an den Verbraucher:innen. Produkte denen Separatorenfleisch beigemischt wurde, müssen entsprechend gekennzeichnet werden – ansonsten ist deren Verkauf verboten. Matthias Wolfschmidt foodwatch International

Separatorenfleisch sind Abfälle aus Fleischprodukten.

Der vom Knochen meist mit hohem Wasserdruck abgepresste Brei gilt laut Lebensmittelrecht nicht als Fleisch und muss auf den Produkten gekennzeichnet werden.

Produkte der Marken Wiesenhof, Gutfried und Edeka Bio betroffen
Über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren hat das Bremerhavener Labor 30 Produkte getestet. In neun Produkten wurde Separatorenfleisch nachgewiesen, obwohl dies nicht auf den Verpackungen kenntlich gemacht wurde. Betroffen sind demnach:

Beste Wahl Hähnchensalami mit Pflanzenfett
Edeka Bio „Hähnchen Lyoner“
Freiland Puten Bio-Geflügel „Bio Hähnchen Fleischwurst“
GUT&GÜNSTIG Geflügel-Mortadella
Gutfried Hähnchen-Fleischwurst
Gutfried Hähnchen-Lyoner Buffet
Rewe Bio Hähnchen-Lyoner
Wiesenhof Geflügel Mortadella
Wiltmann Bio Geflügel Lyoner

70.000 Tonnen Separatorenfleisch

Nach offiziellen Angaben werden in der EU etwa 700.000 Tonnen Separatorenfleisch erzeugt und in Deutschland pro Jahr rund 70.000 Tonnen Separatorenfleisch verarbeitet. Es ist bislang nicht möglich gewesen, die Fleischabfälle in den Produkten nachzuweisen. Das soll sich nun mit der im März 2022 veröffentlichten Analysemethode der FH Bremerhaven ändern. Die Wissenschaftler:innen schätzen die Genauigkeit der Ergebnisse auf 95 Prozent.

Das sagen die Hersteller

Wiesenhof teilte gegenüber dem Spiegel und NDR mit, dass in der Wiesenhof Geflügel Mortadella kein Separatorenfleisch enthalten sei. Wiesenhof legte dazu auch eidesstattliche Versicherungen vor. Zudem würden regelmäßige Kontrollen durchgeführt, auf Basis amtlich anerkannter histologischer Untersuchungen sowie Überprüfungen des Kalzium-Gehaltes. Dagegen sei das Testverfahren der Hochschule Bremerhaven bislang nicht mehr als ein neuer wissenschaftlicher Ansatz. Die vermeintlichen Separatorenfleisch-Marker fänden sich laut Wiesenhof auch in anderen Fleischkomponenten, gerade in Sehnen. Zudem sei der Test nur für Hähnchen entwickelt, es sei völlig unklar, ob er auch auf Pute übertragen werden könne.

Quellen und weiterführende Informationen:
Recherche des Spiegels und des NDR
foodwatch Recherchen zu Separatorenfleisch (2014)
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zu Separatorenfleisch

Quelle Beitrag: foodwatch   Bild: Schwester M. Jutta Pixabay