Verkauft Nestle` Leitungswasser als Premium Quellwasser?

Dreiste Abzocke:

Über Jahre haben Mineralwasser-Hersteller die Verbraucher:innen getäuscht und daran prächtig verdient. Lesen Sie hier von einem Lebensmittelbetrug, über den in Deutschland kaum berichtet wird.
Hallo,
greife ich im Supermarkt oder Bahnhofskiosk zu einer Flasche Vittel, dann kann das teuer werden: Zwischen ein und zwei Euro bezahle ich dort pro Liter. Zum Vergleich: Für den gleichen Preis bekomme ich in Berlin etwa tausend Liter Leitungswasser.
Für den Aufpreis erwarte ich dann aber auch etwas: Vittel stammt aus einer natürlichen Mineralwasserquelle, wird aufwendig aus großer Tiefe hochgepumpt, ist eben reines Quellwasser. Oder?
Eben nicht, wie französische Medien jetzt aufgedeckt haben[1]: Über Jahre haben Vittel- und Perrier-Hersteller Nestlé und andere Firmen in Frankreich einfaches Wasser genommen, zum Teil sogar Leitungswasser, es als Premium-Quellwasser abgefüllt und nach ganz Europa exportiert. Auch nach Deutschland – ziemlich dreist, aber auch ziemlich einträglich.
Pestizide und Bakterien haben sie dafür zwar aufwendig rausgefiltert, unsere Gesundheit also nicht in Gefahr gebracht. Aber so gereinigtes Wasser darf nicht mehr “natürliches Mineralwasser” heißen. Denn wir sollen uns darauf verlassen können: Hinter diesem Begriff steckt nur Quellwasser aus so großen Tiefen, dass es schon sauber ist – und den Aufpreis auch wert.
Den französischen Behörden war dieses Versprechen offenbar egal. Denn jetzt kommt raus: Sie wussten über Jahre von dem groß angelegten Betrug – hielten aber ihre schützende Hand über die Hersteller.[2] Nicht einmal die europäische Union haben sie informiert, damit sie andere Länder warnen könnte.
So gehen wir jetzt vor

An diesem Mittwoch reicht foodwatch bei einem Pariser Gericht Klage gegen die Unternehmen ein.

Das wird ein zäher Kampf: Wir legen uns mit Nestlé an, einem der größten Nahrungsmittel-Konzerne der Welt. Als kleine Verbraucherschutz-Organisation trauen wir uns das nur, weil zehntausende Verbraucher:innen in ganz Europa hinter uns stehen.
Bitte stärken Sie uns in dieser Auseinandersetzung – und schützen Sie unser Wasser vor den Konzernen.

Der Wasser-Betrug ist nur die Spitze des Eisbergs

Der Grund für den Betrug: Die Hersteller können die Nachfrage nach ihren Premium-Wässern nicht mehr befriedigen. Schon lange steht Nestlé in der Kritik, mit seinem Mineralwassergeschäft vielen Gemeinden das Grundwasser abzugraben.[3] Nun wird beim Hersteller selbst das Wasser knapp. Die Ursache: Umweltverschmutzung und Klimawandel. Viele ihrer Quellen können nicht mehr genug reines Wasser liefern, um die vielen Plastikflaschen zu befüllen, die Europas Märkte überschwemmen.[2]
Mineralwasser aufwendig per LKW und Zug über tausende Kilometer durch Europa zu karren, ist an sich schon ökologisch fragwürdig. Wenn jetzt herauskommt, dass in den Kästen auf den Ladeflächen nur stinknormales Wasser hin- und her schwappt, gibt sich dieses Geschäftsmodell der Lächerlichkeit preis.
Ob Salmonellen in Ferrero-Schokolade, mit Zucker gestreckter Honig, Krankheitserreger in Kebap-Fleisch – immer wieder erschüttern Skandale den europäischen Lebensmittelmarkt. Sie erfordern ständig unsere Aufmerksamkeit, aufwendige Recherchen und teils komplexe juristische Verfahren. Das gleiche erwarten wir auch in diesem Fall. Daher bitte ich Sie: Wenn Sie es sich erlauben können, unterstützen Sie foodwatch mit einer kleinen monatlichen Spende. So ermöglichen Sie den kritischen Blick auf Nestlé und Co., den es so dringend braucht.
Beitrag+Bild: Newsletter foodwatch.org
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